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23. Dezember 2024
Start Biodiversität Modetrends gefährden Artenschutz

Modetrends gefährden Artenschutz

Appell: Kein Reptilleder auf dem Laufsteg

Mit der New York Fashion Week startet am Freitag die Saison der großen Modeschauen. Überraschend wieder im Trend sind viele Produkte aus Wildtieren, allen voran Reptilleder. „Viele Jahre lang waren Produkte aus Reptilleder verpönt. Doch jetzt zeigen auch bekannte Designer wieder stolz Krokodilstiefel, Warantaschen und Pythonmäntel“, erklärt Dr. Sandra Altherr von der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Organisationen und Tierschützer sehen diesen Trend mit großer Sorge. Alleine die Einfuhrzahlen geschützter Reptilien in die EU sind enorm:

EU-Importe 2008 – 2017 Ganze Häute Haut – bzw. Lederstücke aus Farmen / Ranching Anteil Wildfänge
Pythons 3.233.145 1.065.391 55,9% 44,1%
Kobras 73.611 14.197 0,01% 99,9%
Alligatoren 585.446 1.912.069 7,7% 92,3%
Kaimane 300.277 189.723 53,6% 46,4%
Echte Krokodile 12.168 6.350 99,3% 0,7%
Tejus 493.473 148.247 0,6% 99,4%
Warane 1.607.449 698.661 0,6% 99,4%
Gesamt 6.305.569 4.034.638

Zunehmendes Artenschutzproblem
Häufig werden die Tiere für die Produktion von Reptilleder aus der Wildnis gefangen. Nahezu alle Häute von Waranen, Tejus, Kobras und Alligatoren stammen von wildgefangenen Tieren, bei Pythons sind es offiziell 44 Prozent (s. Tabelle). Alle in der Tabelle aufgeführten Tiere sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) geschützt und dürfen nur begrenzt gehandelt werden. „Auch viele Angaben zu angeblich aus Zuchtfarmen stammenden Tieren müssen wir in Frage stellen. Häufig behaupten die Hersteller zwar, dass sie das Leder aus der Zucht beziehen. Doch zum Teil existieren diese angeblichen Farmen gar nicht, oder diese bedienen sich weiterhin aus der Natur und deklarieren die Wildfänge dann einfach nur in angebliche Nachzuchten um“, erklärt Altherr. „Es ist ein Unding, dass viele große Designer zur Plünderung der Natur beitragen und den Trend zu Reptilleder befeuern“. Wildfänge sind billiger und schneller erhältlich als Nachzuchten. Zudem gilt: Je älter die Schlange, desto größer die Haut und desto begehrter bei den Händlern. Doch gerade diese älteren geschlechtsreifen Tiere wären für die Vermehrung wichtig. Die Folgen des Massenfangs für das ökologische Gleichgewicht sind bereits zu beobachten: Wo die Schlangen in Südostasien nahezu ausgestorben sind, vermehren sich beispielsweise Ratten, weil deren natürlicher Feind fehlt.

Grausame Häutung
Die Tiere, die eingefangen und zu Leder verarbeitet werden, erleiden ein qualvolles Schicksal. „Viele Millionen Reptilien müssen auf grausame Weise ihr Leben lassen, um als Modeaccessoire zu enden“, erklärt Altherr. „Häufig erleben die Schlangen ihre Häutung bei lebendigem Leib. Ein Schlag auf den Kopf soll Warane und Schlangen töten, viele überleben dies aber und erleben ihre Häutung bei vollem Bewusstsein. Schlangen werden für das Schlangenleder am Kopf aufgehängt und mit einem Schlauch Wasser in ihre Körper gefüllt, um die pralle Haut besser abziehen zu können. Die Tiere ertrinken erbärmlich oder erleben sogar noch ihre Häutung. Krokodilen wird ein Schnitt in den Nacken gesetzt, um dann mit einem Eisenstab das Rückenmark zu durchtrennen. Jedes Jahr erleiden mehrere hunderttausend Tiere dieses Schicksal.

Alternativen sind möglich
Beim Pelz zeigt sich bereits ein Umdenken. Viele bekannte Designer wie Gucci, Michael Kors und Versace haben sich vom Echtpelz verabschiedet. Reptilleder jedoch spielt bei den meisten Modeschauen inzwischen eine wichtige Rolle. Nur Chanel verzichtet bislang auch auf Produkte aus Reptilien. „Die anderen Designer sollten sich ein Vorbild nehmen und keine Produkte wie Pelz und Reptilleder mehr anbieten. Denn was auf den Laufstegen gezeigt wird, hat großen Einfluss auf die Mode in den Fußgängerzonen“, appelliert Altherr an die Branche. „Wem Tier- und Artenschutz ein Anliegen sind, der verzichtet auf Reptilleder.“

Quelle: Pro Wildlife e.V.
www.prowildlife.de