Viele Menschen sind aufgrund der alarmierenden Nachrichten aus der Insektenwelt besorgt und wollen etwas beitragen, um Insekten zu schützen und ihren Rückgang aufzuhalten. Sogenannte „Insektenhotels“ sind deshalb aktuell im Handel sehr gefragt. Doch halten viele von ihnen nicht, was sie versprechen.
Der Wildbienen-Experte des Naturschutzbundes, Johann Neumayer präsentierte kürzlich beim Naturschutzkurs in Salzburg, worauf es bei Nisthilfen für Wildbienen ankommt – denn vor allem diese sind es, die Nisthilfen annehmen. Fazit: Nicht jede Nisthilfe hilft.
Zapfen, Holzwolle und Ähnliches dient Wildbienen nicht als Nistsubstrat, sondern ist nur eine „billige Füllung“. Zwar verkriechen sich manche Ohrwürmer und Spinnen darin, aber an Plätzen für diese ist in einem naturnahen Garten kein Mangel. Wildbienenhotels bieten solitär lebenden Bienen wie den verschiedenen Mauerbienenarten, die sonst Gänge in Totholz besiedeln, eine Kinderstube. Die Bewohner sind deren Larven, die während des Jahreslaufes im Röhrensystem heranwachsen. Nach dem Schlüpfen der Jungtiere kommt es zur Paarung und das Bienenweibchen sucht danach einen Nistplatz, z. B. im Wildbienenhotel. Nach dem Bau des hinteren Zellenverschlusses einer Brutzelle trägt es Pollen und Nektar ein, legt ein Ei und verschließt danach die Zelle. In langen Gängen wird so eine ganze Reihe von Brutzellen hintereinander gebaut. Einige Tage später schlüpft die Larve, frisst den Nahrungsvorrat, verpuppt sich und die nächste Wildbienengeneration entsteht. Ein Weibchen errichtet im Laufe seines Lebens nur wenige Brutzellen, oft sind es nicht mehr als 6 bis 10. Die jungen Bienen schlüpfen erst im nächsten Jahr.
Welche Wildbienen nutzen eigentlich diese Nisthilfen?
Hummeln nisten nicht in einem Wildbienenhotel, denn sie bilden Staaten mit Arbeiterinnen und Königin. Sie können aber durch spezielle Hummelnistkästen angelockt werden. Auch Honigbienen bauen ein eigenes Nest, den Bienenstock. Von den etwa 40.000 heimischen Insektenarten beziehen lediglich rund 200 Arten diese Nisthilfen. Zu ihnen gehören Mauerbienen, Blattschneiderbienen, Scherenbienen, Löcherbienen, Wollbienen und Maskenbienen.
Worauf es bei Wildbienennisthilfen ankommt
Geeignet sind Bohrlöcher in trockenem Laub-Hartholz mit einem Durchmesser zwischen 2 und 10 mm. Nadelholz sollte man nicht verwenden, weil sich die Holzfasern aufrichten und die Insekten verletzen können. Löcher in Stirnholz sind wegen der Rissbildung weniger geeignet als Löcher, die seitlich in einen Stamm gebohrt werden. Wildbienen meiden rissige Löcher, weil durch sie Parasiten eindringen können. Auch Schilf- und Bambushalme sind geeignete Nistmöglichkeiten. Diese müssen hinten verschlossen sein, am besten durch den natürlichen Stängelknoten. Für den Bau eines Wildbienenhotels an sich sind auch weiche Laubhölzer wie Weide oder Pappel geeignet, halten aber weniger lange. Nisthilfen sollten jedenfalls sonnig (optimal in Richtung Südosten) und regengeschützt aufgehängt werden. Es lohnt sich also, sog. „Insektenhotels“ genauer zu begutachten und Qualitätsprodukte zu kaufen.
„Aber auch das beste Wildbienenhotel wird keinen Erfolg bringen, wenn sich in der Nähe kein passendes Blütenangebot befindet. Dazu braucht es heimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten. Denn wer Insekten wirklich helfen will, muss sowohl für Nistplätze als auch Nahrung sorgen“, appelliert der Wildbienen-Experte Johann Neumayer vom Naturschutzbund. Damit können Wildbienenhotels auch zum Gradmesser für die Naturnähe von Garten oder Terrasse werden.
Gute Wildbienenhotels bietet der Naturschutzbund in Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark an. Anleitungen zum Selberbauen gibt´s
hier.