Klimawandel und Regenwaldabholzung bedrohen Fischerei und Artenvielfalt in Borneo

Palmölplantage auf Borneo. © Global Nature Fund

Radolfzell, Samarinda 18. Dezember 2009 – Die Tropeninsel Borneo ist ein Garten Eden mit einer einzigartigen . Die Insel in Südostasien ist Heimat äußerst seltener und faszinierender Tiere wie Nasenaffen, Koboldmakis, Plumploris und Orang-Utans, aber auch von mehr als 15.000 Blütenpflanzen. Kaum ein Platz der Welt bietet eine größere Artenvielfalt. Leider nicht mehr lange!

Wer in Balikpapan im indonesischen Teil der Insel Borneos landet, muss lange reisen, bevor natürliche Regenwälder auftauchen. Palmölplantagen und der Kohleabbau fressen sich unaufhörlich immer weiter in den Dschungel der drittgrößten Insel der Welt. Noch in den siebziger Jahren war nahezu das gesamte Eiland in naturnahem Zustand, heute ist bereits über die Hälfte der Wälder zerstört. Die verbliebenen Flächen werden gnadenlos weiter gerodet. Übrig bleiben vom nur verkohlte Baumreste, Ödland und Palmölplantagen. Dramatisiert wird das ganze noch durch den Klimawandel, der Regenfälle immer unberechenbarer werden lässt und die Häufigkeit der Wetterkatastrophen erhöht hat.

Der Verlust dieser paradiesischen Lebensräume bedeutet jedoch nicht nur das Aussterben seltener Tier- und Pflanzenarten. Wenn die zehntausend Jahre alten Wälder abgeholzt werden, geben die tropischen Böden riesige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid frei. Das heizt den Klimawandel zusätzlich immer weiter an. Die rasante Zerstörung der tropischen Torfmoore und Regenwälder hat dazu geführt, dass Indonesien weltweit der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasen ist.

Aber auch Arten, die auf den ersten Blick wenig mit dem Regenwald zu tun haben, werden durch den Kahlschlag massiv bedroht. Der Bestand an seltenen Irrawaddy-Delfinen im Mahakamfluss und den durch den Fluss gespeisten drei großen Seen (Jempang, Melintang, Semayang) ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Und während einige wenige Firmen viel Geld verdienen, leiden auch tausende von Menschen in Indonesien unter der Naturzerstörung. Die Fischerfamilien Alol, Muksin und Neli Jansa aus den Dörfern Tanjung Isuy und Muara Ohong gehören zum Stamm der Dayak und leben schon seit vielen Generationen vom Fischfang. Herr Alol erklärt, dass durch den Kohleabbau im Einzugsgebiet des Oberlaufs des Mahakam immer mehr Sedimente eingespült werden, welche die Laichzonen der Fische negativ beeinträchtigen. Außerdem hat die starke Ausdehnung der Palmölplantagen in den letzten zehn Jahren zu großen Pestizidbelastungen im Wasser geführt. Dies hat den Fischreichtum im Fluss und in den Seen sehr stark beeinträchtigt. Dadurch geraten die Fischer unter Druck, da ihre Fangmengen zurück gehen. Da die Fischer aber keine anderen Einkommen haben, greifen sie in ihrer Not leider auch auf umweltschädliche Praktiken wie den Einsatz von engmaschigen Kiemennetzen und selbst Dynamitfischen zurück. Die Kiemennetze stellen die häufigste Todesursache der Irrawaddy-Delfine dar, die sich in den Netzen verstricken und kläglich ertrinken.

Vor diesem Hintergrund haben der Global Nature Fund und seine indonesische Partnerorganisation RASI mit finanzieller Förderung des Deutschen Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesumweltministeriums ein Projekt gestartet, um die Fischer besser zu organisieren. Am Anfang steht dabei die Sicherung der Lebensgrundlagen. Eine Lösung bieten sogenannte Fischkörbe, die den Fischern regelmäßige und planbare Einkommen bieten. Herr Alol koordiniert eine dieser Fischergruppen, die sich alle sechs bis acht Wochen mit Naturschützern des Living Lakes-Netzwerks zum Austausch treffen und über die Zukunft des Fischfangs diskutieren. In den Fischkörben – etwa 2 mal 2 Meter großen Holzkäfigen – werden vor allem Karpfenarten aufgezogen. Als Futter werden verschiedene Gemüsearten und gelegentlich auch Pellets eingesetzt. Das Projekt zeigt schon gute Erfolge. Die Zahl der Kiemennetze hat deutlich abgenommen. Während früher häufig tote Flussdelfine zu beklagen waren, wurde in der Projektregion nun bereits seit zwei Jahren kein toter Süßwasserdelfin mehr registriert.

Neben diesen konkreten Projekten vor Ort ist aber auch rasches politisches Handeln gefordert. Die Regierung von Indonesien muss ein Moratorium gegen und industriellen Holzeinschlag verabschieden und strenge Gesetze erlassen, die bei unverantwortlicher Naturzerstörung dann entsprechende Strafverfolgung nach sich ziehen. Aber die Lobby der Palmölplantagenbesitzer und Kohleindustrie, die im Gegensatz zu den armen Fischern mit teuren Geländefahrzeugen über die Insel fahren, ist stark. Es bleibt zu hoffen, dass beim jetzt zu Ende gehenden Klimagipfel in Kopenhagen die richtigen Weichen gestellt werden, bevor es in Borneo zu spät ist.

Global Nature Fund (GNF)
www.globalnature.org

[DE] 18. Dezember 2009 – Global Nature Fund (GNF)