EU blockiert besseren Schutz der weißen Riesen
Doha/Katar – Knuts wilde Vettern müssen sich warm anziehen. Am heutigen Donnerstag stimmten die EU-Staaten auf der 15. CITES-Konferenz in Katar geschlossen gegen den Antrag der USA, den internationalen Handel mit Eisbären und Fellen zu verbieten und den Eisbären (Ursus maritimus) von Anhang-II auf Anhang-I hoch zu stufen. Die Konsequenz einer solchen Listung hätte einen kompletten internationalen Handelsstopp für Eisbären und Eisbärprodukte bedeutet.
„Jetzt bleibt nur noch die Hoffnung, dass das Plenum auf der CITES-Konferenz nächste Woche den Antrag noch einmal aufgreift. Die EU ist eindeutig mit verantwortlich für dieses Resultat. Mit ihren 27 Stimmen ist sie der stärkste Stimmblock auf der Konferenz – ihre Zustimmung hätte das Blatt gewendet“, sagte NABU-Artenschutzexpertin Heike Finke in Doha. Geschätzte 20.000 bis 25.000 Eisbären streifen noch durch Kanada, Grönland, Norwegen, Russland und die USA. Der Klimawandel setzt den Tieren zu, Eisbären sind massiv gefährdet. Eine Anhang-I-Listung hätte den Eisbären zumindest die Bedrohung durch den internationalen Handel erspart.
In einigen Herkunftsländern, wie beispielsweise Kanada, werden Eisbären traditionell von indigenen Völkern bejagt – sie erhalten eine Quote. Die Inuit fürchten nun um dieses Vorrecht. Dabei berührt eine Anhang-I Listung weder diese Subsistenzwirtschaft noch die Trophäenjagd. Lediglich der internationale Handel zum Beispiel mit Fellen von Kanada nach Japan wird unterbunden. Durchschnittlich werden 216 Felle jährlich exportiert: Davon 87 Prozent aus Kanada und 13 Prozent aus Grönland. 59 Prozent des Gesamtexportes geht nach Japan, dem Hauptabnehmer für Felle. Außerdem übt die Wilderei Druck auf die bedrohte Art aus. Geschätzte 700 Eisbären werden in Russland jährlich gewildert.
„Alles in allem setzen diesem charismatischen Tier viele verschiedene Faktoren zu. Den internationalen Handel zu unterbinden und damit die illegale Jagd weniger reizvoll zu machen, wäre eine Verantwortung von CITES – man nennt das ‚Vorsorgeprinzip‘, so Finke.
Alle Eisbären-Länder außer den USA sprachen sich gegen ein Handelsverbot aus – Klimawandel sei das Hauptproblem, so die Begründung. Unterstützung fand der Antrag der USA hingegen aus Afrika – die Redebeiträge einiger Delegierter ließen keinen Zweifel offen: Die Art ist massiv bedroht und wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um den Eisbären zu schützen. Finke: „Gerade weil Eisbären massiv durch den Klimawandel unter Druck geraten, muss verhindert werden, dass jährlich zudem noch hunderte Tiere für den Handel abgeschossen werden.“
[DE] 18. März 2010 – NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)
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