Berlin, 31.08.2021. Vor einem Jahr wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Deutschland erstmals nachgewiesen und hat sich seither auf sechs Landkreise ausgedehnt. Die Seuche ist für Menschen ungefährlich, für Schweine tödlich. Die Konsequenzen für die Tiere und jeden einzelnen Betrieb sind deshalb dramatisch und gefährden die gesamte Schweinehaltung in den Regionen und darüber hinaus.
Morgen diskutieren die Agrarminister der Länder mit dem Bund auf einer Sonderagrarministerkonferenz (AMK), wie mit der ASP weiter umgegangen werden soll. „Wir brauchen dringend beides: Seuchenschutz und Perspektiven für die artgerechte Tierhaltung“, appelliert Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), an die AMK. „Die Seuche muss dringend stärker mit gemeinsamer Kraft eingedämmt werden. Wir müssen gerade den Tierhaltern eine Perspektive geben, die ihre Schweine heute schon artgerecht halten oder in artgerechte Haltung investieren wollen. Die Gesellschaft wünscht sich mehr statt weniger Schweine, die ihre Rüssel an die frische Luft strecken können. Und die Wissenschafts-Community mahnt den Umbau der Tierhaltung an.“
Wir erwarten von der AMK:
- Artgerechte Tierhaltung ermöglichen! Schweinehaltung muss trotz ASP möglich sein und im Einzelfall entschieden werden, ob Schutzmaßnahmen ausreichend sind. So empfiehlt es auch die EU-Kommission.Pauschale Aufstallungsgebote müssen tabu sein.
- Impfstoffentwicklung forcieren! Nur impfen schützt die Tiere erfolgreich vor dem Virus. Die Entwicklung von Impfstoffen muss deshalb stärker vorangetrieben werden.
- Wildschweinbestand kontrollieren! Neben dem Menschen bergen Wildschweine das größte Risiko für die Verschleppung der Krankheit – eine Bestandsminderung durch gezielte Bejagung ist deshalb essentiell. Auch der Zaunbau muss intensiviert werden.
- Forschung ausbauen! Um die Übertragungswege des Virus und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen besser zu verstehen, braucht es mehr Forschung. Artgerechte Schweinehaltungen in ASP-betroffenen Regionen müssen vor Ort wissenschaftlich begleitet werden.
- Höfe unterstützen! Schnelle und unbürokratische Entschädigungszahlungen müssen verfügbar sein, falls Betriebe Verluste erleiden durch Vorsorgemaßnahmen.
„Aktuell werden Betriebe, die in eine artgerechte Tierhaltung investiert haben, mit pauschalen Aufstallungsgeboten in den Ruin getrieben“, sagt Röhrig und erläutert, dass mit einer Aufstallung artgerechte Haltungssysteme mit Auslauf kaum funktionieren.
„Wenn das Bio-Schweinefleisch die kleineren Schlachthöfe vor Ort nicht mehr erreicht, werden über Jahrzehnte aufgebaute regionale Wertschöpfungsketten zerstört“, ergänzt der BÖLW-Geschäftsführer. Das konterkariere die gesellschaftlichen und politischen Mühen darum, mehr Bio vom Acker bis zum Teller zu erreichen. Politik müsse hier dringend gegensteuern. „Alle Tierhalter, die in die artgerechte Schweinehaltung investiert haben oder dies tun wollen, erwarten von der AMK das Signal, wie 1. die ASP erfolgreich zurückgedrängt werden kann, und 2. wie ein Ausbau einer artgerechten Tierhaltung zukünftig ermöglicht wird“, so Röhrig abschließend.
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V.
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