In einem neuen UN-Briefing wird der derzeitige wissenschaftliche Kenntnisstand über die Auswirkungen des ansteigenden Meeresspiegels dargelegt. Der Bericht geht dabei besonders auf Überschwemmungen in Küstenregionen ein. Im Fokus stehen neben den großen Küstenstädten in den G20-Ländern kleinere Inselstaaten im Pazifik. Die Prognosen zeigen, dass der Klimawandel die Lebensgrundlagen insbesondere der Küstengemeinden bedroht. Anders Levermann, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, hat den Bericht wissenschaftlich begleitet.
Laut dem von UN-Generalsekretär António Guterres herausgegebenen UN-Bericht steigt der globale Meeresspiegel so schnell wie seit 3.000 Jahren nicht mehr. Dieser Anstieg ist vor allem auf die Ausdehnung des Meerwassers bei Erwärmung sowie auf schmelzendes Landeis zurückzuführen. In der Veröffentlichung wird dargelegt, dass der Meeresspiegel in vielen Gebieten des westlichen tropischen Pazifiks um etwa 10-15 cm gestiegen ist. Das entspricht fast dem Doppelten der seit 1993 gemessenen globalen Rate. Im zentralen tropischen Pazifik erhöhte sich der Meeresspiegel um 5-10 cm. Viele Pazifikinseln liegen im Durchschnitt nur ein oder zwei Meter über dem Meeresspiegel, zudem lebt ein Großteil der Bevölkerung in küstennahen Gebieten. Der Anstieg des Meeresspiegels ist für diese Menschen mit einem besonderen Risiko verbunden.
Dem Bericht zufolge werden viele Großstädte der G20-Länder mit einem Anstieg des Meeresspiegels um mindestens 15 cm rechnen müssen, sollte sich das globale Klima um 3 °C bis 2050 erwärmen. New Orleans (41 cm), Atlantic City (28 cm) und New York City (26 cm) gehören zu den besonders stark betroffenen Städten. Dieser Anstieg birgt nicht nur Risiken für die Küstengemeinden selbst, sondern auch für die Lebensgrundlagen, Siedlungen, Gesundheit sowie die Lebensmittel- und Wassersicherheit in weiteren Regionen.
Kleine Inselstaaten im Pazifik sind schneller und stärker vom Steigen des Meeresspiegels bedroht als andere Gebiete. Im Rahmen des 3 °C-Szenarios prognostiziert der Bericht einen Anstieg von 68 cm. Im Vergleich mit dem globalen Durchschnitt sähen sich diese Inseln mit einem 10-30 cm höheren Anstieg konfrontiert.
Der Anstieg des Meeresspiegels stellt eine unmittelbare und erhebliche Bedrohung für das menschliche Leben und die sozioökonomische Stabilität dar. Um dieser Herausforderung zu begegnen, müsste die globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzt werden. Dafür dürfte weltweit deutlich weniger Treibhausgas ausgestoßen werden als bisher. Zudem ist es notwendig, insbesondere die Küstenregionen in ihrer Resilienz und Anpassungsfähigkeit zu unterstützen.
Der Höhe des Meeresspiegels wird in Zukunft davon abhängen, inwieweit sich die Temperaturen und Treibhausgasemissionen stabilisieren. Allerdings wird die bereits in den Ozeanen gespeicherte Wärme den Meeresspiegel noch Tausende von Jahren weiter ansteigen lassen, auch wenn der globale Ausstoß von Treibhausgasen minimiert würde, so die Schlussfolgerung der Forschenden.
Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) e. V.
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