Handel reagiert auf Fischereikrise
15 deutsche Supermarktketten und Discounter reagieren mit Einkaufsrichtlinien für Fisch und Meeresfrüchte auf das Greenpeace-Supermarktranking und die Krise in der Fischerei. Vorgaben für einen nachhaltigen Fischeinkauf und eine verbesserte Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit von Fischprodukten können gegen die Überfischung der Weltmeere helfen. Das ist das Ergebnis des heute von der unabhängigen Umweltschutzorganisation zum fünften Mal veröffentlichten Supermarktrankings.
„Ein Fortschritt bei Nachhaltigkeit, Kennzeichnung und Transparenz ist deutlich sichtbar. Es gibt aber auch noch kein Unternehmen mit einer grünen Bewertung“, sagt Iris Menn, Meeresexpertin von Greenpeace.
Erneut führt Kaufland an, gefolgt von Bünting und Norma. Deutliche Verbesserungen in der Gesamtbewertung zeigen sich bei Kaiser’s Tengelmann, Metro Cash & Carry und Aldi Süd und Aldi Nord. Lediglich Netto Markendiscount macht als einziges Unternehmen seine Einkaufspolitik nicht öffentlich zugänglich, bei allen anderen ist die Richtlinie für den Verbraucher im Internet zugänglich.
Keine Supermarktkette erreicht Bestnote in allen Kriterien
Dass sich Supermarktketten mit eigenen Einkaufsrichtlinien gegen Überfischung engagieren, geht auf die Arbeit von Greenpeace zurück. Vor fünf Jahren starteten die Umweltschützer ein erstes Ranking der Supermärkte. Die abgefragten Kategorien Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung der Produkte, Sozialstandards und Transparenz sind inzwischen integraler Bestandteil der supermarkteigenen Richtlinien. Der Erfolg: Kein Unternehmen ist mehr im roten Bereich der Greenpeace Bewertung. Allerdings hat es auch keines in den grünen Bereich geschafft. Für die Untersuchungen ist Greenpeace mit den Unternehmen im Dialog. Zudem werden öffentliche Quellen genutzt und das Fischsortiment samt Kennzeichnung bundesweit in den Filialen stichprobenartig erfasst.
Der Handel reagiert schneller als die Politik
Wie wichtig das Engagement der Handelsunternehmen für den Schutz der Fischbestände ist, zeigt ein Blick auf die europäische Politik. Die EU-Kommission hat sich und ihrer bisherigen ‚Gemeinsamen Fischereipolitik‘ (GFP) ein Versagen auf ganzer Linie bescheinigt. 2008 musste sie eingestehen, dass 88 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände in EU-Gewässern überfischt sind. Ein Resultat der riesigen Überkapazität der EU-Flotte und ihrer zerstörerischen Fangmethoden. Die bisherigen Reformansätze scheitern am Widerstand einiger EU-Mitglieder, wie Spanien und Frankreich. Greenpeace fordert daher, dass sich die Bundesregierung im Reformprozess für den Abbau der Überkapazitäten der EU-Fischereiflotte einsetzt und die positiven Maßnahmen des Handels unterstützt.
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