Der Weltbiodiversitätsrat hat seinen ersten globalen Bericht zum Thema „Blütenbestäuber und ihre Bedeutung für die Nahrungsmittelproduktion“ vorgelegt. Das zwischenstaatliche Gremium beschloss den Bericht in seiner Plenarsitzung in Kuala Lumpur (Malaysia), die am Sonntag zu Ende ging. Demnach sind die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden in einigen Weltregionen verantwortlich für den dramatischen Verlust von Bienenvölkern und anderen Bestäubern.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Wenn wir die Bienen nicht hätten, dann hätten wir bald auch keine Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen mehr. Die Bienen und andere Bestäuber schaffen Milliardenwerte, auf die die Menschheit dringend angewiesen ist. Der Weltbiodiversitätsrat zeigt: Wir brauchen eine nachhaltigere Landwirtschaft, auch in Deutschland und Europa. Es kann nicht sein, dass mit öffentlichen Geldern eine Landwirtschaft unterstützt wird, die letztendlich unsere Lebensgrundlagen zerstört. Wir sollten stattdessen den Landwirten die Leistungen vergüten, die sie für den Natur- und den Artenschutz und für die Kulturlandschaft erbringen.“
In vielen Gebieten der Erde werden seit einigen Jahren dramatische Verluste der Blütenbestäuber (hauptsächlich wildlebende Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, aber auch Honigbienen) beobachtet, für die es bisher keine umfassenden Erklärungen gibt. Die Produktion vieler qualitativ hochwertiger pflanzlicher Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse, hängt von der Blütenbestäubung ab.
Ein Ergebnis des Berichts ist, dass der dramatische Verlust von Bienenvölkern in Europa und Nordamerika in anderen Weltregionen nicht in gleicher Weise auftritt. Weiterhin wird deutlich, dass intensive landwirtschaftliche Produktion und besonders die Anwendung von Pestiziden eine Hauptgefährdungsursache für die Blütenbestäuber und die Bestäubung darstellt. Die Antwort ist eine nachhaltigere Landwirtschaft mit vielfältigen Strukturen. Dazu gehören diversifizierte Anbausysteme, ökologischer Landbau und der Ausbau der sogenannten ökologischen Infrastruktur, beispielsweise Hecken, Feldränder oder Gewässerrandstreifen.
Mit Spannung erwartet wurde die Analyse der Forschungsergebnisse zu Pflanzenschutzmitteln und gentechnisch veränderten Pflanzen (GVP). Für die negativen Einflüsse von Pestiziden wie Neonikotinoiden und GVP auf die Blütenbestäuber gibt es erste Hinweise, jedoch sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch nicht so weit gesichert, um zu einer abschließenden Wertung kommen zu können. Gerade die nicht tötenden Einflüsse von Neonikotinoiden müssen verstärkt im Freiland und unter realen Feldbedingungen getestet werden, um ihre möglichen Auswirkungen auf das Überleben und die Fortpflanzungsfähigkeit von Bienen, Käfern, Schmetterlingen und vielen anderen Insekten einschätzen zu können. Die Studie weist allerdings darauf hin, dass die Risikobewertungen bei den Zulassungen von GVP in den meisten Ländern nicht ausreichend auf die negativ beeinflussenden Auswirkungen auf die Blütenbestäuber eingehen.
Für die erste globale Studie des 2012 gegründeten Welt-Biodiversitätsrates (IPBES) haben Experten wissenschaftliche Erkenntnisse aus allen Erdteilen zusammengetragen und ausgewertet. Auch das umfangreiche Erfahrungswissen indigener Völker und lokaler Gruppen wurde einbezogen. Mit den Ergebnissen stellt der neue Biodiversitätsrat, dessen Sekretariat in Bonn angesiedelt ist, den Regierungen der Mitgliedsstaaten bestmögliche und wissenschaftlich fundierte Informationen zur Entscheidungsfindung zur Verfügung
[DE] 29. Februar 2016 – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
www.bmub.bund.de