Der Bund Naturschutz warnt Minister Seehofer und die bayerische Staatsregierung davor, das Gentechnikgesetz zu deregulieren, um damit einen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Bayern und Deutschland zu erleichtern. Die Drohung von Klaus Hipp, seine Grundnahrungsmittel für Babykost im Falle einer Aufweichung des Gentechnikgesetzes aus europäischen Nachbarländern zu beziehen, die sich klar für die gentechnikfreie Landwirtschaft einsetzen, ist ein klarer Warnschuss.
Gentechnikanbau in größerem Stil würde die Landwirtschaft schädigen und den Biomarkt in Bayern und Deutschland ruinieren. „Dies ist vielleicht im Interesse der Gentechnikkonzerne, die neben Saatgut vor allem am Verkauf von Agrarchemie verdienen, nicht aber im Interesse der bayerischen Erzeuger“, so Prof. Dr. Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender. „Die beiden CSU Agrarminister Horst Seehofer und Josef Miller müssen bekennen, welche Interessen sie vertreten: Die der Verbraucher und Landwirte oder die der Gentechnikindustrie“, so Weiger weiter. Auch in der konventionellen Lebensmittelverarbeitung gäbe es Probleme, falls gentechnisch veränderte Pflanzen im größeren Stil angebaut würden, da kein Nahrungsmittelhersteller in Deutschland seine Ware als gentechnisch verändert kennzeichnen möchte. „Gentechnisch veränderte Lebensmitteln sind Ladenhüter, die Verbraucher wollen sie nicht“, so Weiger.
Derzeit sind Deutschland und Bayern noch frei vom kommerziellen Anbau genmanipulierter Pflanzen. Seit Dezember 2005 sind jedoch erstmals 3 gentechnisch veränderte Maissorten für den Anbau in Deutschland zugelassen worden. Für die Frühjahrsaussaat 2006 sind im öffentlich zugänglichen Standortregister bundesweit 971 Hektar Anbaufläche gentechnisch veränderter BT Mais (Stand 20.1.06) angemeldet, davon knapp 38 Hektar (ha) in Bayern. Der Schwerpunkt des bayerischen Anbaus liegt mit 23 ha im Raum Deggendorf.
Bereits jetzt wächst jedoch auch dort der Widerstand, so wie es auch im letzten Jahr der Fall war. In 2005 gab es in Bayern Planungen für einen Erprobungsanbau von Bt Mais. Von den ursprünglich 44 für Bayern geplanten Standorten mit 60 Hektar wurden 30 Standorte mit insgesamt 48 Hektar im Laufe des 1. Halbjahres 2005 von privaten Landwirten wieder zurückgezogen. Dies geschah aufgrund der Aufklärungsarbeit der im „Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft“ zusammengeschlossenen Verbände, in dem auch der BN mitwirkt, und aufgrund des Protestes benachbarter Bauern, Imker und Verbraucher. Übrig blieben in Bayern nur die staatlichen Versuchsflächen der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
Der Bund Naturschutz rechnet damit, dass es keineswegs auf allen angemeldeten Flächen zu einem Anbau kommen wird, nachdem die Haftungsregelung im Gentechnikgesetz vom Februar 2006 zunächst weiter bestehen bleiben wird.
Mit vielfältigen Aktionen wird das Bündnis in den kommenden Wochen seinen Einsatz für eine gentechnikfreie bayerische Landwirtschaft unterstreichen. Nach dem Motto: „Wir wollen gentechnikfrei essen und produzieren“ wird es Demonstrationen, Informationsveranstaltungen und Diskussionen in allen Teilen Bayerns geben. Größere Kundgebungen sind geplant für 3. Februar 2006, 14.00 Uhr, in Hof, am 3. März 2006, 11.00 Uhr in Ingolstadt, sowie am 4. März 2006 in Marktheidenfeld, Passau und im Allgäu.
23.01.2006, Bund Naturschutz in Bayern e.V.
www.bund-naturschutz.de