Wenn Aktionäre unbeschränkt für Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt haften müssten, könnte dies die Starrheit der fossil-nuklearen Energiewirtschaft verringern – und damit den Aufbau alternativer Energiesysteme unterstützen. Das zeigt eine neue Studie. Ohne solche Änderungen bestehender Regelwerke dominiert ein dynamischer „Lock-in“ der Energiewirtschaft, auch Einsperr-Effekt genannt: Kapital fließt zu den etablierten Unternehmen und Technologien statt zu neuen und nachhaltigeren Alternativen. Dieses Muster ist bekannt als ‚Erfolg den Erfolgreichen‘.
Die Studie von Jérôme Dangerman vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) und Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Institute für Klimafolgenforschung, wird in dieser Woche in den US-amerikanischen Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
„Unternehmensaktionäre werden derzeit nicht verantwortlich gemacht für die Folgen ihrer Investitionen – namentlich für Treibhausgasemissionen, die zum Klimawandel führen, oder für radioaktive Rückstände, die viele Jahrhunderte überdauern“, erklärt Schellnhuber aus. „Dies ist eine einmalige Situation – kurzfristiges Denken scheint in das Gesellschaftsrecht mit eingebaut zu sein“. Die neue Studie analysiert umfassend die strukturellen Mechanismen, welche die heutigen Energiesysteme prägen, und zeigt mit Blick auf die Transformation der Energiewirtschaft mögliche Lösungen auf.
Denn obwohl für konventionelle wie alternative Energiesysteme mehrere Gleichgewichtszustände möglich sind, führt die Pfadabhängigkeit des auf fossilen und nuklearen Energieträgern basierenden Sydastems zu einem strukturellen Ungleichgewicht. Das spiegelt sich etwa in der Verteilung staatlicher Subventionen wider: von 2007 bis 2010 wurden 496 Milliarden Dollar für konventionelle Energieträger (ohne Kernenergie) aufgewendet und 61 Milliarden Dollar für alternative Energien. Sogar Störungen wie die weltweite Finanzkrise führen tendenziell zur Verstärkung existierender Muster – Investitionen in die alternative Energieproduktion werden dann als riskanter wahrgenommen.
[DE] 08. Januar 2013 – Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) e. V.
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