Die etwas andere Balkanroute

23 , sechs Länder, 390 Flusskilometer: Am Freitag, dem 20. Mai endete in der albanischen Hauptstadt Tirana eine einzigartige Aktion – die Balkan Rivers Tour. 35 Tage lang befuhren Kajakfahrer aus ganz Europa die schönsten und am stärksten bedrohten Flüsse des Balkans, um auf die drohende Staudammflut auf der Halbinsel aufmerksam zu machen. Insgesamt beteiligten sich über 500 Paddler aus 18 Nationen an der Aktion. Angeführt von Rok Rozman, slowenischer Olympionike und Initiator der Tour, legten sie dabei rund 400 Kilometer auf dem Wasserweg zurück. Weitere 1550 Personen nahmen an den Veranstaltungen der Tour teil.

Balkan_Rivers_Tour
Die Morača Schlucht /Montenegro: diese Stecke könnte ein Wildwasser-Klassiker 
werden. Dafür müssen allerdings 4 Wasserkraftwerke in genau diesem Flussabschnitt verhindert werden © Jan Pirnat

Die Foto-Highlights der Tour finden Sie hier.

Das große Finale der Tour fand an der „Königin des Balkans“ statt: der Vjosa in Albanien, dem letzten großen Wildfluss Europas außerhalb Russlands. Begleitet von hunderten Menschen hinterließ Rozman bei der Abschlussveranstaltung in Tirana sein Kajak vor dem Amtssitz des albanischen Premierministers Edi Rama. Auf dem Boot hatten über 1.000 Personen unterschrieben, die damit  gegen die Staudammpläne an der Vjosa protestierten. Stattdessen fordern sie, dass die gesamte Vjosa zum Nationalpark erklärt wird. Das wäre der erste Wildfluss-Nationalpark Europas.

„Diese Tour war für mich und das Balkan Rivers Tour Team die intensivste, aber mit Sicherheit auch die beste Zeit unseres bisherigen Lebens! Es war inspirierend wie unglaublich stark wir dabei von der lokalen Bevölkerung, von Anglern, Naturschützern und selbst Politikern unterstützt wurden. Zusammen werden wir diese Flüsse retten“, so Rok Rozman bei seiner Rückkehr in Slowenien.

Die Tour folgte einer ganz besonderen Balkanroute: einer Route, die auf atemberaubenden Flusslandschaften von Slowenien über Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien bis nach Albanien führte. Insgesamt wurden dabei 23 Flüsse befahren, allesamt durch Kraftwerksprojekte bedroht. In der gesamten Region zwischen Slowenien und Albanien existieren Pläne für 2.700 Wasserkraftwerke.

„Auf dem Balkan schlägt das blaue Herz Europas. Doch diesem Herz droht der Infarkt. Wir werden alles versuchen, diesen Wahnsinn zu stoppen. Die Aktion der Kajakfahrer war eine enorme Unterstützung für unsere Initiative“ so Ulrich Eichelmann, Koordinator der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ bei Riverwatch.

„Die Wildflüsse auf dem Balkan sind die Kronjuwelen in der europäischen Naturschatzkiste. Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbare Vielzahl und Vielfalt natürlicher und unzerstörter Flusslandschaften. Diese einzigartigen Naturschätze sollen nun klammheimlich kurzfristigen Profitinteressen geopfert werden. Das müssen wir unbedingt verhindern“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur.

[DE] 31. Mai 2016 – EuroNatur – Stiftung Europäisches Naturerbe und RiverWatch
http://www.euronatur.org/
http://riverwatch.eu