Pro Natura hat die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) zur Botschafterin für wilde Wälder und vielfältige Kulturlandschaften erkoren. Einst war die elegante Jägerin der Ausrottung nahe. Heute breitet sich die Wildkatze wieder aus. Ganz gerettet ist die Art aber noch nicht.
Der lateinische Name der Wildkatze bedeutet «Waldkatze». Stille Wälder mit vielfältigen Strukturen sind der ursprüngliche Lebensraum der Wildkatze. Im Wald und in angrenzenden Wiesen jagt sie Mäuse, verschläft manche Stunde im sicheren Versteck und bringt in einem trockenen Unterschlupf ihre Jungen zur Welt.
Im Jura zu Hause
Die ausgedehnten Wälder und Wiesen der Jurakette sind die Heimat der Schweizer Wildkatzen. Die einzelgängerischen Tiere bewohnen Reviere von jeweils einigen Quadratkilometern Grösse. In den ersten drei Monaten des Jahres paaren sich die Wildkatzen und gute zwei Monate später wirft das Weibchen zwei bis fünf Junge. Es zieht diese allein auf und sorgt dafür, dass die Jungtiere im Herbst selbstständig sind.
Forschung mit Dachlatten
Bis vor zehn Jahren war wenig über die Wildkatzen bekannt. Dann machten sich findige Forschende die Schwäche der Katzen für Baldrianduft zunutze. Sie steckten rohe Dachlatten, eingesprüht mit Baldrian, in den Wald. Vorbeiziehende Katzen reiben sich an diesen Latten, um ihre Duftmarken zu setzen. Dabei lassen sie Haare zurück. Mit modernen Methoden der Genanalyse lassen sich aus diesen Haaren Rückschlüsse auf das Tier ziehen. Das systematische Wildkatzenmonitoring wurde möglich.
Chancen und Gefahren
Neuste Erkenntnisse zeigen, dass unsere Wildkatzen auch ausserhalb von Wäldern zurechtkommen, sofern genügend Verstecke und Wanderkorridore vorhanden sind. Die Chancen stehen also gut, dass die Wildkatze sich vom Jura über das Mittelland bis in die Voralpen ausbreitet. Angewiesen ist das Pro Natura Tier des Jahres 2020 dabei nicht nur auf geeignete Lebensräume, sondern auch auf einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Hauskatzen. Diese sind zwar mit der Europäischen Wildkatze verwandt, stammen aber von der afrikanisch-asiatischen Wildkatze ab. Weil sich Wild- und Hauskatze untereinander paaren können, besteht die Gefahr einer Vermischung.
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