Budapest/Wien, 5. Oktober 2010 – Der WWF befürchtet verherende Langzeitschäden durch die Giftschlammkatastrophe in Ungarn, die sich heute 160 Kilometer von Budapest entfernt ereignete. Eine Million Kubikmeter des Rotschlammes ergießen sich nun in die Flüsse. Der Schlamm enthält Blei, Kadmium, Arsen und Chrom, Gifte die sich verheerend auf Pflanzen und Tiere auswirken können. Der Marcal-Fluss ist nach Expertenmeinung bereits tot. Die Zahl der verendeten Haustiere lässt den Schluss zu, dass auch die wild lebende Tierwelt stark betroffen ist. Der Schlamm hat einen PH-Wert von 13 und Säuren im Marcal-Fluss neutralisieren den alkalischen Strom, bevor er die Raba und die Donau erreicht. 500 bis 600 Tonnen Gips werden in den Fluss geschüttet um das leicht radioaktive Material zu binden. Diese Umweltkatastrophe ist beispiellos in der ungarischen Geschichte und kann die Ökosysteme, Flusslandschaften, Grund und Boden und die Trinkwasservorräte Ungarns massiv gefährden“, sagte der ungarische WWF-Direktor Gabor Figeczky heute Nachmittag. Die starken Regenfälle in Ungarn beschleunigen den Transport des Giftschlamms in die Flüsse, befürchtet der WWF.
Der WWF fordert, dass der giftige Schlamm vollständig gesammelt und neutralisiert wird, bevor er die Donau erreicht, was in etwa fünf Tagen der Fall sein wird. Der WWF befürchtet ähnlich dramatische Auswirkungen auf die Umwelt wie bei dem Unfall in Baia Mare/Rumänien, wo sich 2000 eine Flutwelle aus Schwermetallen und Zyanid aus einem Goldabbauwerk in die Wassersysteme ergossen. Damals wurden Flüsse in Rumänien, Serbien und Bulgarien vergiftet. Tausende Fische und Wildtiere starben damals durch das Gift. „Wir können nur hoffen, dass diese Katastrophe weniger furchtbar für die Natur sein wird“, sagte heute Andreas Beckmann, der Direktor des WWF-Donau-Karpaten-Programms. Besonders die im Schlamm vorhandenen Schwermetalle lagern sich langfristig in den Naturräumen ab, so der WWF.
Der WWF kritisiert, dass sich noch viele dieser giftigen Depots im Donauraum befinden und mit ihren Giftstoffen und radioaktiven Materialien die Flüsse Osteuropas gefährden. Manche dieser Depots sind verlassen und ungesichert. In Ungarn befinden sich noch weitere Reservoire mit geschätzten 50 Millionen Kubikmetern, die ähnliche Giftstoffe wie der heute ausgeflossene Rotschlamm beinhalten. Eines dieser Reservoirs steht bei Almasfuzito direkt an den Ufern der Donau.
[AT] 05. Oktober 2010 – WWF Österreich
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