Gravierender Biodiversitätsverlust der Schweiz

Der in der ist gross. Das zeigt eine neue Analyse des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz. Der Steinkauz ist eines der Beispiele, die untersucht wurden: In den letzten gut fünfzig Jahren ist der Bestand der kleinen Eule in der Schweiz auf einen minimen Rest zusammengebrochen. Dank aufwändigen Schutzmassnahmen starb der Steinkauz nicht ganz aus und nimmt auf sehr tiefem Niveau sogar wieder zu. Das zeigt, dass es sich auch in fast aussichtlosen Situationen lohnt, für die zu handeln, dass aber ein rechtzeitiger Schutz der Biodiversität sicher kostengünstiger ist.

Foto: Steinkauz / Mathias Schäf
Foto: Steinkauz / Mathias Schäf

Dank aufwändigen Schutzmassnahmen liess sich das Aussterben des Steinkauzes gerade noch verhindern.

Der Steinkauz brütete bis in die 1950er-Jahre in der Schweiz in mehreren tausend Paaren. Dann begann die starke Intensivierung der Landwirtschaft mit der Rodung von Millionen von Hochstamm-Obstbäumen und der flächendeckenden Verarmung der zu einförmigen Fettwiesen. Für den rundlichen Kauz mit seinen goldgelben Augen, der auf Nisthöhlen und vielfältiges Kulturland in den tieferen Lagen angewiesen ist, war das beinahe das Ende in der Schweiz. Nur noch etwa 50 Paare blieben übrig, weniger als 2 Prozent des ursprünglichen Bestandes.

Kurz vor dem Aussterben des Steinkauzes konnte der Schweizer SVS/BirdLife Schweiz vor einem Dutzend Jahre zusammen mit verschiedenen Partnern ein umfassendes für die kleine Eule starten. Die Naturschützer pflanzten neue Hochstamm-Obstgärten und legten Kleinstrukturen und Magerwiesen an. Entscheidend war, dass in den vier Projektregionen Ajoie, Genf, Tessin und Region Basel viele Landwirte bei der Rettung des Kauzes mitmachten. Besondere erhöhten den Bruterfolg.

Dank diesem konzertierten Artenförderungsprogramm liess sich das Aussterben des Steinkauzes gerade noch verhindern. Der Bestand nimmt sogar wieder zu. 2011 brüteten wieder etwa 80 Paare in der Schweiz. Wer nur die Entwicklung der letzten zwölf Jahre betrachtet, wird in der Bestandsentwicklung des Steinkauzes in der Schweiz eine Zunahme um rund zwei Drittel berechnen. Doch verglichen mit seinem ursprünglichen Bestand sind es immer noch nur gerade rund 3 Prozent.

Ähnlich erging es vielen anderen Teilen der Biodiversität, wie eine neue Analyse des SVS/BirdLife Schweiz zeigt. Die Zahlen zu den Ökosystemen, zu denen vor allem Forschungsergebnisse des Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften ausgewertet wurden, sind schockierend: Gerade noch etwa 5 Prozent der natürlichen grösseren Flüsse sind erhalten geblieben, 12 Prozent der Moore, 4 Prozent der Trockenwiesen und -weiden und höchstens 20 Prozent der Hochstamm-Obstbäume. Nur der Wald ist dank dem strikten Flächenschutz nicht zurückgegangen. Im Mittelland steht er aber unter Druck und nimmt nur im Berggebiet zu.

Beim zweiten Teil der Biodiversität, der , zeigt sich ein analoges Bild: Die Roten Listen des BAFU belegen, dass bei den meisten Artengruppen ein Drittel bis die Hälfte aller Arten ausgestorben, gefährdet oder potenziell gefährdet sind. Über 50 Prozent Gefährdung weisen Flechten, Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien (beide sogar je über 70 Prozent) und Fische auf. Die genetische Vielfalt als dritter Teil der Biodiversität ist bei den wildlebenden Arten noch wenig erforscht, doch gibt es Hinweise auf eine ebenfalls starke Erosion der Genvielfalt.

Die Biodiversität ist die wichtigste natürliche Ressource unseres Landes. Es braucht dringend ausreichende Massnahmen zu ihrem Schutz und ihrer Förderung. Dass es möglich ist, zeigt das Beispiel des Steinkauzes. Es wäre unverantwortlich weiter zu warten, bis noch viel mehr Arten vor dem Aussterben stehen. Erfolgsversprechender und kostengünstiger ist es, rechtzeitig zu handeln. Nur so wird die Schweiz die in Nagoya von der Weltgemeinschaft gesetzten Biodiversitätsziele 2020 erreichen können.

[CH] 26. Oktober 2011 – Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz
www.birdlife.ch