Indien: Gentechnik-Baumwolle wirft immer weniger ab

Der Anbau von gentechnisch veränderter sollte für viele in Indien der Ausweg aus der Armut sein. Stattdessen werfen die High-Tech-Pflanzen aber immer geringere Erträge ab. In den letzten fünf Jahren sind die Ernten pro Hektar um fast 12 Prozent gesunken, berichtet der Business Standard unter Berufung auf Regierungszahlen. Während die Industrie dies vor allem mit vermeintlichen Fehlern der Landwirte begründet, sieht ein Wissenschaftler der Universität Washington eine andere Ursache: Insekten, die das Gift der -Baumwolle töten soll, haben sich angepasst.

Photo: Dieter Schütz / pixelio.de

Im Jahr 2007 verzeichnete Indien die höchsten Baumwollernten seiner Geschichte. Seitdem sind die Erträge jedoch deutlich zurückgegangen, von über 550 Kilo pro Hektar auf nur noch 488 Kilogramm, mit denen die Experten des Textilministeriums in diesem Jahr rechnen. Auf dem Subkontinent ist heute rund 90 Prozent der Baumwolle gentechnisch verändert. Seit dem Jahr 2002 waren die Ernten zunächst stark gestiegen, bis sie vor fünf Jahren ihren Höhepunkt erreichten.

Da die insektengift-produzierenden Gentechnik-Pflanzen in dieser Zeit eingeführt worden waren, feierten Herstellerunternehmen wie Monsanto dies als ihren Erfolg. Doch in den Jahren des größten Wachstums hatten nicht mal 6 Prozent der Bauern auf Gentechnik umgestellt, wirft der Anthropologe und Umweltforscher Glenn Davis Stone von der Universität Washington ein. Diese könne also nicht als Grund für den rasanten Anstieg gelten. So sieht das auch Dirk Zimmermann von Greenpeace. Für ihn gehen die Boom-Jahre auf Hybridsorten und neue Bewässerungstechniken zurück.

Die geringeren Ernten pro Hektar gehen nach Ansicht von Stone aber durchaus auf das Konto der sogenannten Grünen Gentechnik. Den Pflanzen wurde ein Bakteriengen (Bacillus thuringiensis, Bt) eingebaut, wodurch sie permanent Gift absondern. Doch Schädlinge wie der Rote Baumwollkapselwurm haben mittlerweile Resistenzen entwickelt – entgegen den Versprechen der Industrie. Diese habe den Bauern immer wieder versichert, sie müssten dank der Gentechnik keine Insektizide mehr einsetzen, so der Forscher.

Stone kritisiert, Monsanto und dessen indisches Tochterunternehmen Mahyco wollten die Schuld für die Ernteausfälle den Landwirten zuschieben. Unternehmenssprecher erklärten vor wenigen Tagen gegenüber dem Business Standard, die Bauern hätten keine Vorsorgemaßnahmen getroffen oder nicht-zugelassenes Saatgut verwendet. Stone widerspricht: „Wenn man eine Technologie verbreitet, die nur dann nachhaltig ist, wenn Landwirte Maßnahmen ergreifen, die zusätzliche Arbeit erfordern, ohne zusätzlichen Ertrag abzuwerfen, verbreitet man eine nicht-nachhaltige Technologie.“

Monsanto will nun neue transgene Pflanzen entwickeln, um den resistenten Insekten beizukommen. Dafür forderte der Weltkonzern auch die Unterstützung der indischen Regierung. Umweltforscher Stone ist allerdings skeptisch. In den letzten Jahren seien bereits einige hochgerüstete Gentechnik-Baumwollsorten in Indien zugelassen worden – die Ernten seien trotzdem kontinuierlich gefallen. [dh]

[DE] 12. Februar 2013 – Informationsdienst Gentechnik
www.keine-gentechnik.de