Berlin. CO2-Emissionszertifikate sind kein geeignetes Instrument zum Erhalt und Aufbau von Humus. Über 30 Organisationen und Personen aus Umwelt- und Klimaschutz, Landwirtschaft und Wissenschaft haben sich gegen die Generierung von CO2-Emissionszertifikaten als Instrument zum Erhalt und Aufbau von Humus ausgesprochen. Denn es bestünde damit das Risiko, dass Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen durch angeblichen Humusaufbau kompensieren und eigene CO2-Einsparungen vernachlässigen. Sogenannte „Humus-Zertifikate“ könnten „keine permanente Kohlenstoffbindung sicherstellen“, heißt es in der gemeinsamen „Position zur Festlegung von Kohlenstoff in Böden und dessen möglicher Honorierung mittels CO2-Zertifikaten“. Der Markt für diese Zertifikate boomt und „Carbon Farming“ wird von Zertifikate-Anbietern als wirkungsvolles Instrument zum Erreichen der „Klimaneutralität“ dargestellt.
Der Handel mit solchen Zertifikaten untergräbt die europäischen Klimaschutz-Bemühungen. Unternehmen würden ermutigt, nicht exakt messbare und leicht wieder umkehrbare Speicherung von Kohlenstoff im Boden als Ersatz für eine konsequente Minderungsstrategie in ihren eigenen Wertschöpfungsketten zu nutzen, so die zeichnenden Verbände.
Humus in landwirtschaftlich genutzten Böden ist nicht stabil. Der darin gebundene Kohlenstoff kann auch wieder abgebaut werden. Humusgehalte in landwirtschaftlich genutzten Böden lassen sich nicht beliebig erhöhen. Nach einigen Jahrzehnten stellt sich in der Regel ein Fließgleichgewicht ein. Die Kunst besteht dann darin, dieses Gleichgewicht durch angepasste Bewirtschaftung zu erhalten. Nur so erfüllen Böden ihre Funktionen als Lebensraum für tausende von Bodenorganismen, die bei der Versorgung mit Pflanzennährstoffen sowie bei der Regelung des Wasserhaushalts eine wichtige Rolle spielen.
Daher fordern die zeichnenden Organisationen und Personen eine für Landwirt:innen einkommenswirksame Förderung humusaufbauender und -erhaltender Bewirtschaftungsmaßnahmen bei der Ausgestaltung agrarpolitischer Steuerungsinstrumente. Sie sehen auch die Notwendigkeit einer Abstimmung mit Förderprogrammen auf europäischer und nationaler Ebene. Maßnahmen und Projekte zum Humuserhalt und -aufbau müssten langfristig angelegt sein. Klimaschutz und Klimaanpassung gelingen nur bei Erhalt und Förderung der Gesamtheit der Bodenfunktionen. Große Kohlenstoffsenken und -lager wie Moore, Grünland, Wälder und Feldgehölze müssten dafür besonders geschützt werden. Wo möglich müssen ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzungskonzepte entwickelt und ausgebaut werden. Finanzielles Engagement aus der Privatwirtschaft kann dabei nur eine Rolle spielen, „solange sich die Unternehmen auf einen glaubhaften 1,5 Grad konformen Emissionsreduktionspfad begeben haben“, heißt es in dem Positionspapier.
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