Wien. Pottwale sind rekordverdächtig. Sie sind die größten Zahnwale, haben das größte Gehirn aller Lebewesen und können tiefer und länger tauchen als nahezu jedes andere Säugetier. Leider sind sie auch Rekordhalter, was die Gefährdung betrifft: Nur mehr rund 200 Exemplare leben im östlichen Mittelmeer. “Durch die intensive Bejagung im 19. Jahrhundert und die heutigen Herausforderungen wie Verschmutzung, Lärm, Zerschneidung von Wanderrouten und die Klimakrise sind Pottwale weltweit vom Aussterben bedroht. Besonders selten sind sie im Mittelmeer – vor allem aufgrund des intensiven Schiffsverkehrs”, erklärt Axel Hein, Meeresexperte beim WWF Österreich. Denn im hellenischen Graben – direkt dort, wo einer der wenigen verbleibenden Pottwalpopulationen ihre Jungen gebären und aufziehen – prallen Wale und Schiffe aufeinander. Gegen Kollisionen mit Frachtschiffen oder Fährschiffen haben sie keine Chance: sie sterben an inneren Verletzungen oder an tiefen Wunden durch Schiffsschrauben. Immer wieder werden tote Wale mit zerschnittenen Knochen an die Strände angespült. “Tag für Tag durchqueren unzählige Schiffe ausgerechnet diese wichtige Wanderroute. Das muss ein Ende haben, das Gebiet muss dringend als Schutzgebiet eingestuft und umfahren werden, sonst ist das das Ende für die letzten 200 Pottwale im östlichen Mittelmeer”, warnt Hein. Schon kleine Änderungen der Schiffsrouten um drei bis elf nautische Meilen können das Risiko für Kollisionen um 70 Prozent verringern.
Der WWF ist weltweit in zahlreichen Projekten zum Schutz der Wale aktiv. Neben der Förderung von Schutzgebieten umfasst der Einsatz des WWF die Analyse und Entwicklung von Maßnahmen, um den Beifang von Walen zu vermindern, Unterstützung von Walbeobachtung und -forschung, sowie den Kampf gegen Plastikmüll. Im Mittelmeer macht der WWF mit dem Blue Panda-Segelboot außerdem Jagd auf verwaiste Fischereiausrüstung. „Sogenannte Geisternetze sind eine unsichtbare Todesfalle für Meerestiere. Sie brauchen Jahrzehnte bis zur vollständigen Zersetzung. Insbesondere Wale, Delfine, Robben, Schildkröten und Seevögel verfangen sich darin oder verwechseln Teile davon mit Nahrung. Beides führt zum langsamen und qualvollen Tod“, warnt WWF-Meeresbiologe Axel Hein. An einem Tag wurden alleine im italienischen Meeresschutzgebiet Portofino über 200 Kilo alter Netze von WWF-Tauchern geborgen und unschädlich gemacht. Untersuchungen der Umweltschutzorganisation zeigen, dass 66 Prozent aller Meeressäuger, 50 Prozent der Seevögel und alle sieben Arten von Meeresschildkröten Schaden durch Geisternetze sowie anderen Plastikmüll erleiden. Dabei sind zurückgelassene Netze nicht nur eine direkte Todesgefahr für viele Arten: „Geisternetze zerstören wertvolle Lebensräume der Meerestiere. Sie schädigen Korallenriffe und wichtige Laichplätze von Fischen. Das setzt ohnehin gefährdete Populationen zusätzlich unter Druck“, sagt Hein.
Weitere Infos: https://www.wwf.at/artenlexikon/pottwal/