NABU: Gravierende Umweltfolgen nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine

Tennhardt: Es droht eine ökologische Katastrophe

Kakhovka hydroelectric station, Nova Kakhovka, Kherson Oblast, Ukraine / Липунов Дмитрий
Kakhovka hydroelectric station, Nova Kakhovka, Kherson Oblast, Ukraine / Липунов Дмитрий

Berlin – Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind 600 Quadratkilometer der Region Cherson überflutet, zehntausende Menschen sind aktuell direkt bedroht. Der höchste Wasserstand wird erst in 2-3 Tagen erwartet. Der NABU schätzt die Umweltfolgen für den Süden der Ukraine und die gesamte Schwarzmeerregion als verheerend ein.

Thomas Tennhardt, NABU-Direktor Internationales: „Die plötzliche Überflutung der Gebiete und gleichzeitige Entwässerung anderer Regionen schädigen und zerstören zahlreiche Ökosysteme, unter anderem den Kachowka-Stausee, die , die in ihn münden sowie die Gebiete flussabwärts des Dnipro-Flusses, die Dnipro-Mündung und die Küstengebiete des Schwarzes Meeres.“ Dies hätte gravierende Folgen auf die Tier- und Pflanzenwelt in diesen Gebieten. „Es besteht die Gefahr eines Massensterbens von Wasserorganismen wie Fischen, Weichtieren und Wasserpflanzen im Stausee, was zu einer dramatischen Verschlechterung der Wasserqualität aufgrund der Zersetzung toter Organismen führt.“

Aber auch Amphibien, Vögel und Landtiere, die in den Küstenregionen des Stausees und in den überfluteten Gebieten leben, und die Vegetation seien in Gefahr. „Die Küstenvegetation flussaufwärts des Kachowka-Staudamms wird durch den plötzlichen Wassermangel gefährdet, während flussabwärts gelegene Gebiete überflutet werden, darunter Steppen- und Waldkomplexe, die nicht an Überschwemmungen angepasst sind“, so Tennhardt. Besonders flussabwärts des Dnipro leben endemische Arten, die in der Roten Liste der IUCN aufgeführt sind und nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen.

Zu diesen direkten, gravierenden Umweltschäden kämen aktuell noch nicht einzuschätzende vielseitige Folgen, wie die nicht mehr gewährleistete Wasserversorgung, die für die gesamte Landwirtschaft im südlichen Teil der Region Cherson sowie die Kühlung des Kernkraftwerkes Saporischschja nötig ist, die Verunreinigung des Dnipro-Flusses durch das Einleiten von Müll und Chemikalien und die Überflutung von Gebäuden und Weideflächen, die den Tod von Vieh zur Folge haben können, deren Kadaver besonders bei heißem Wetter Wasser und Boden verunreinigen, die Luft verschmutzen und die Gefahr der Verbreitung von Infektionskrankheiten bergen.

NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)
www.nabu.de