Schistosomiasis ist eine schwere Infektionskrankheit, die durch parasitische Würmer hervorgerufen wird. Im Lebenszyklus des Parasiten spielen Süßwasserschnecken als Zwischenwirte eine zentrale Rolle. In ihrer aktuellen im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichten Studie konnten Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Kooperation mit Wissenschaftlern des International Centre of Insect Physiology and Ecology (icipe) in Kenia zeigen, dass Schneckenpopulationen in pestizidbelasteten Gewässern deutlich größer waren als in unbelasteten Gewässern. Das Risiko für eine Ansteckung mit Schistosomiasis könne durch in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide regelrecht angeheizt werden, warnen die Forscher.
Weltweit sind nach Schätzungen der WHO etwa 200 bis 300 Millionen Menschen mit Schistosomiasis – auch Bilharziose genannt – infiziert, jedes Jahr sterben rund 200.000 Menschen an den Folgen. In den betroffenen tropischen Regionen hat die Erkrankung auch weitreichende sozioökonomische Auswirkungen: Die Betroffenen sind oftmals nicht arbeitsfähig und Kinder zu schwach, um in die Schule gehen zu können. Der Übertragungsweg erfolgt über die Haut durch infiziertes Wasser. Der Erreger ist ein parasitärer Saugwurm der Gattung Schistosoma – der sogenannte Pärchenegel. Bislang sind fünf verschiedene Schistosoma-Arten bekannt, die den Menschen befallen können. Die etwa zwei Zentimeter langen Würmer setzen sich in der Wand des Darms, der Blase oder der Leber fest. Die Folge sind Entzündungen und schwere Organschäden, die zum Tod führen können. Schistosomiasis kann mit einem Anti-Wurmmittel behandelt werden. Jedoch schützt es nicht vor einer Neuinfektion. „Das Problem sind die kontaminierten Gewässer“, sagt Prof. Matthias Liess, Leiter des Departments System-Ökotoxikologie am UFZ. „Um Schistosomiasis einzudämmen, muss etwas gegen die Verbreitung der Erreger in Gewässern getan werden.“
Matthias Liess forscht gemeinsam mit seinem Team am UFZ daran, wie sich Pestizide auf die Lebensgemeinschaften in Fließgewässern auswirken. „Empfindliche Insektenarten verschwinden und die Populationen unempfindlicher Arten wie etwa Süßwasserschnecken nehmen im Gegenzug zu – und das schon bei äußerst geringen Pestizidkonzentrationen, die in der Risikobewertung als unbedenklich gelten“, erklärt Liess. „In tropischen Gewässern – und seit 2011 auch auf Korsika – spielen Süßwasserschnecken als Zwischenwirte im Lebenszyklus des parasitischen Saugwurms eine zentrale Rolle.“ Gelangen seine Eier über den Kot oder den Urin infizierter Personen in ein Gewässer, schlüpfen im Wasser Wimpernlarven (Mirazidien), die sich in Süßwasserschnecken ungeschlechtlich vermehren. Dabei entstehen aus einer Wimpernlarve mehrere tausend sogenannter Zerkarien, die ins Wasser entlassen werden. Erreichen diese einen menschlichen Wirt, bohren sie sich durch die Haut in den Körper und entwickeln sich dort zu erwachsenen Würmern.
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