BUND fordert Reduzierung der Soja-Importe

-Report zeigt, wie dringlich konsequentes Handeln ist.

Berlin. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert, Soja-Importe zu reduzieren. Hintergrund sind die Pläne des neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, den agrarindustriellen Anbau von Soja und weitere landwirtschaftliche Großprojekte im Amazonas-Regenwald voranzutreiben. „Die EU darf sich nicht zum Erfüllungsgehilfen einer falschen Umwelt- und Menschenrechtspolitik machen“, erklärt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Wer den Amazonas-Regenwald – die grüne Lunge der Welt – abholzen lassen will, kann kein Handelspartner der Europäischen Union sein. Bundeskanzlerin Merkel muss sich für einen Stopp der Mercosurverhandlungen einsetzen, wie es Frankreichs Präsident Macron bereits fordert.“ Gleichzeitig dürfen die Soja-Importe aber auch nicht einfach verlagert werden: Momentan wachsen etwa die Importe aus den USA.

„Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Soja-Importe reduziert und nicht verlagert werden“, fordert Weiger. Zahlen aus dem neu veröffentlichten BUND-Soja-Report zeigen, wie dringlich konsequentes Handeln ist. Soja macht rund 40 Prozent des EU-weiten Eiweißverbrauchs aus. 95 Prozent davon wird aus Drittländern importiert, ein Großteil des Sojas wird zu Tierfutter verarbeitet. „Soja ist ein Schlüsselfaktor für die Massenproduktion von Fleisch- und Milcherzeugnissen“, erklärt Tilman Uhlenhaut, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Landwirtschaft anlässlich der Veröffentlichung des Soja-Reports.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner muss die kritische Haltung Deutschlands zum Ausdruck bringen. Dafür kann sie zum Beispiel das jetzt anstehende Treffen der internationalen Agrarminister nutzen. „Die Folgen des ungebremsten Soja-Anbaus sind bereits jetzt Waldabholzungen in Brasilien, Paraguay und Uruguay. Dort, wo Soja intensiv angebaut und Massentierhaltung betrieben wird, wird der Boden belastet, das Trink- und Grundwasser kontaminiert und die zerstört“, so Uhlenhaut. „Dieser falschen Landwirtschaftspolitik müssen Deutschland und die EU einen Riegel vorschieben.“

Der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Fleisch und tierischen Produkten liegt dem Soja-Report zufolge in Europa bei 68,6 Kilogramm. Wenn nicht politisch gegengesteuert wird, erreiche der weltweite Fleischkonsum bis 2030 einen Höchststand von 365 Millionen Tonnen. Mit dem wachsenden Konsum steige das Volumen an benötigten Eiweißfuttermitteln. Bereits heute betragen die weltweiten Anbauflächen für Soja über 100 Millionen Hektar, so der Report. Bei gleichbleibenden Essgewohnheiten von Fleisch und Milch würden die Europäer bis 2050 eine Fläche von 141 Millionen Hektar allein für die Produktion von Futtermittel benötigen – dies entspräche einer Fläche viermal so groß wie Deutschland.

Diese Verbrauchsmengen sind weit mehr als die planetaren Grenzen zulassen. Die massive Expansion der industriellen Tierproduktion und dem damit verbundenen Soja-Anbau bringt gravierende Auswirkungen für die Umwelt mit sich, denn der Anbau von oftmals gentechnisch verändertem Soja geht mit dem Einsatz großer Mengen an Herbiziden einher.

Die von den EU-Mitgliedstaaten signalisierte Bereitschaft, Soja-Importe aus dem globalen Süden zu vermindern, ist aus Sicht des BUND ein erster, positiver Schritt, reiche aber bei weitem nicht aus. So fordert der BUND von der EU zudem konkrete Maßnahmen, um die Erzeugung und den Verbrauch industriell erzeugter Fleisch- und Molkereiprodukte zu reduzieren. Der Umweltverband kritisiert, dass in der EU der zollfreie Import von Ölsaaten und Eiweißpflanzen, wie Soja weiterhin erlaubt ist und der einheimische Anbau von Leguminosen (Hülsenfrüchten) noch nicht ausreichend gefördert wird.

„Eine Ausweitung des Anbaus von Leguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen und Erbsen hätte positive Effekte für die Landwirtschaft und die Umwelt in Europa“, erklärt Uhlenhaut. „Leguminosen sind Pflanzen, die Luftstickstoff binden und in Fruchtfolgen daher den Einsatz von Dünger reduzieren können. Im Ergebnis kann dies ein Beitrag zur Eindämmung der Belastung von Gewässern und des Grundwassers mit Nitrat sein. Der verringerte Einsatz von Dünger und Pestiziden wiederum erspart den Landwirten Kosten, eine breite Fruchtfolge steigert den Humusaufbau und das Ernterisiko durch Klimaveränderungen wird reduziert.“

„Soja-Report“ des BUND herunterladen

[DE] 15. Januar 2019 – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
www.bund.net