Forscher und Unternehmen, die sich mit Synthetischer Biologie befassen, befürchten, dass dieser noch junge Bereich bald auf ähnliche Ablehnung stoßen könnte wie die Agro-Gentechnik. Das scheint durchaus realistisch, zeigt eine Umfrage der Wissenschaftsakademie Leopoldina und des Allensbach-Instituts. Mit der häufig beschworenen „German Angst“ und vermeintlicher Technologiefeindlichkeit hat das jedoch nichts zu tun, wie die Studie ebenfalls vermuten lässt.
„Die Synthetische Biologie, die im Fokus der Befragung stand, war den meisten Befragten kaum bekannt. Das größte Interesse und die größte Offenheit äußerten sie, wenn das Thema in einen medizinischen oder wirtschaftlichen Kontext gestellt wurde“, heißt es in eine Pressemitteilung der Institutionen, die die Studie gestern in Berlin vorstellten. Sie sehen vor allem „Nachholbedarf in der Kommunikation“.
Einige Ergebnisse:
+++ Besonderes Interesse an Forschung zur: Senkung des Energieverbrauchs 53%, Alterskrankheiten 51%, (…), Medizinische Gentechnik („Rote Gentechnik“) 19%, Landwirtschaftliche Gentechnik („Grüne Gentechnik“) 14%, Synthetische Biologie 10%, Nanotechnologie 8%, Teilchenphysik 7%
+++ Kaum Wissen über: Synthetische Biologie 82%, Nanotechnologie 77%, Grüne Gentechnik 56%, Elektroautos 44%
+++ Sympathisch?: „Made in Germany“ 93%, „Forschung“ 88%, „Technik“ 78%, (…), „Nanotechnologie“ 34%, „Synthetische Biologie“ 13%, Gentechnik 12%
+++ Große wirtschaftliche Chance für Deutschland?: Erneuerbare Energien 81%, Senkung Energieverbrauch 75%, Medizinische Forschung 74%, (…), Medizinische Gentechnik 41%, Synthetische Biologie 30%, Landwirtschaftliche Gentechnik 18%
+++ Hoffnung?: Erforschung von Alterskrankheiten 89%, (…), Synthetische Biologie 27%, Landwirtschaftliche Gentechnik 10%
GERMAN ANGST?
Die Ergebnisse zeigen: besonders gut ist es um das Image der Synthetischen Biologie zurzeit nicht bestellt. Liegt das an einer Angst der Deutschen vor technologischen Innovationen? Indizien für die „German Angst“ findet die repräsentative Studie eher nicht:
+++ Vertrauen in Wissenschaftler und ihr Verantwortungsgefühl: „großes Vertrauen“ 67% , „wenig Vertrauen“ 14%
+++ Risikobereitschaft bei wissenschaftlichem Fortschritt: bestimmte Risiken in Kauf nehmen 43%, auch bei geringen Risiken für Menschen lieber verzichten 42% (zum Vergleich: in Großbritannien sind 55% der Meinung, dass positive Auswirkungen der Wissenschaft negative überwiegen)
Und auch Wissenschaftler selbst sowie Journalisten beurteilen die Öffentlichkeit in Deutschland insgesamt als:
+++ „sehr aufgeschlossen“ oder „im Großen und Ganzen aufgeschlossen“ gegenüber der Wissenschaft: 72% (Journalisten 84%)
+++ „eher ablehnend“ gegenüber Wissenschaft: 2% (Journalisten: 2%)
+++ gesellschaftliches Umfeld in Deutschland günstiger als im Ausland: 50%; weniger günstig als im Ausland: 37%
Zuletzt: wo informieren sich die Befragten zu Wissenschaftsthemen („ab und zu“)?
+++ Fernsehen 85%, Zeitungen 70%, Bekannte 62%, Internet 45% (bei unter 30-Jährigen: 68%), Umweltschutzverbände 18%, Bundesregierung 8%
[DE] 29. Januar 2015 – Informationsdienst Gentechnik
www.keine-gentechnik.de