Tschimpke: Chance auf erfolgreiches Wildtiermanagement vertan
26. Juni 2006 Der NABU kritisiert scharf den Abschuss des Braunbären „Bruno“, der heute Morgen gegen 4:50 Uhr von drei Jägern im Rotwandgebiet oberhalb des Spitzingsees erschossen worden war. „Damit ist den Arten- und Wildtierschutzbemühungen in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes ein Bärendienst erwiesen worden“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Die Behörden hätten beim ersten in Bayern eingewanderten Bären besonnener reagieren und nicht gleich in Panik verfallen dürfen. „Im Fußball sind wir auf dem Wege Weltmeister zu werden, im Naturschutz sind wir aber nur Kreisklasse“, so der NABU-Präsident. Auf internationaler Ebene kämpfe man für den Schutz bedrohter Arten wie Tiger, Elefant und Nashorn, schaffe es aber nicht, mit dem ersten Bären in Deutschland klarzukommen.
Seit Jahren engagieren sich Natur- und Artenschützer für die Rückkehr von Wildtieren wie Luchs, Wolf und auch Bären in Deutschland. Die bayerische Regierung habe die Chance vergeben, auch wandernden ehemals heimischen Tieren wieder eine Heimat in Deutschland zu schaffen. „Die Abschussgenehmigung des Tieres war von vornherein eine Fehlentscheidung“, kritisierte Tschimpke. Die Alternativen wären Vergrämung, Fang und das Anbringen eines Senders gewesen.
Der NABU hat die Landesbehörden wiederholt aufgefordert, auch anderen anerkannten Experten die Erlaubnis zur Betäubung des Tieres zu geben und dem Bären mit einem kleineren, weniger Aufmerksamkeit erregenden Trupp nachzustellen. Dann wäre wirklich alles versucht worden, den ersten Bären, der nach 170 Jahren wieder nach Deutschland einwandert, nicht als toten Bären enden zu lassen.
„Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Bär gar nicht gefangen, sondern gleich zur Strecke gebracht werden sollte“, so Tschimpke. Die finnische Fangkompanie sei mit erheblichem Marketing-Rummel eingesetzt worden, aber letztlich nicht erfolgreich. Der NABU fordert die Behörden auf, sich zügig mit ausgewiesenen Experten an die Ausarbeitung von Wildtiermanagementplänen zu machen, um künftig besser vorbereitet zu sein. Bruno werde nicht der letzte Bär in Bayern sein.
26.06.2006, NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
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