Landwirte säen einheimische Wildpflanzen in Felder, um die Biodiversität in Kulturlandschaften zu fördern. Dass auch die benachbarten Kulturen und die Landwirte somit wirtschaftlich davon profitieren, zeigt eine aktuelle Studie des Schweizer Agrarökologen Matthias Tschumi. Demnach vermindert die angesäte Blumenmischung den Schädlingsbefall im benachbarten Acker und steigert den Ertrag um bis zu 10%. Am 2. September 2015 stellt er erstmals seine Ergebnisse auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen vor.
Blühende Wildpflanzen an Feldrändern oder auf ehemaligen Ackerflächen steigern die Biodiversität – deshalb säen Landwirte in der Schweiz, ebenso wie in Deutschland, einheimische Wildpflanzen ein. Davon profitieren die benachbarten Kulturen und somit auch die Landwirte. Das zeigt eine aktuelle Studie, welche Matthias Tschumi vom Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope in Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz – Landau durchgeführt hat. Die sogenannten Säume an Feldrändern und die Buntbrachen auf ehemaligen Ackerflächen vermindern demnach den Schädlingsbefall in benachbarten Weizenfeldern und steigern den Ertrag um bis zu 10%. Auf der 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen stellt Matthias Tschumi am 2. September 2015 erstmals aktuelle Ergebnisse seiner Studie vor. Unter dem Motto „Ecology for a sustainable future“ treffen sich hier rund 600 Ökologen aus 38 Ländern. Die Gesellschaft für Ökologie vereint als weltweit drittgrößte Gesellschaft wissenschaftlicher Ökologen vor allem Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Insgesamt 20 Weizenfelder hat Matthias Tschumi in den Kantonen Zürich und Aargau des Schweizer Mittellandes untersucht. Wilde Möhre, Wiesen-Margerite, Echtes Labkraut und rund 40 weitere heimische Wildpflanzen haben Landwirte hier an den Feldrändern ausgesät – allerdings nur bei der Hälfte der untersuchten Felder, die zweite Hälfte blieb zum Vergleich ohne Saum oder benachbarte Buntbrache. Der höhere Ertrag durch die Säume oder Buntbrachen bedeutet für die Landwirte einen Gewinn von rund 350 Schweizer Franken bzw. Euro pro Hektar beim aktuellen Schweizer Weizenpreis.
Unter begründetem Verdacht die Weizenernte zu schmälern stehen Käfer aus der Gattung Oulema und deren Larven – diese waren in der Nachbarschaft der Säume oder Buntbrachen deutlich seltener zu finden. Als Schädlinge fressen die sogenannten Getreidehähnchen an den Blättern der Weizenpflanzen. Dass die angesäten Säume oder Buntbrachen den Schädlingsbefall vermindern, liegt wahrscheinlich daran, dass sie natürlichen Feinden der Schädlinge Schutz und zusätzliche Nahrung bieten. Die Getreidehähnchen stehen beispielsweise auf der Speisekarte von Laufkäfern und räuberischen Wanzen. Folgestudien von Agroscope weisen darauf hin, dass genau diese nützlichen Insekten in Weizenfeldern häufiger zu finden sind, wenn die Kulturen neu angesäte Wildpflanzen in der Nachbarschaft haben.
[DE] 02. September 2015 – Gesellschaft für Ökologie e.V.www.gfoe.org