Rund 200 Entscheidungsträger und Engagierte aus den Bereichen Natur- und Land¬schaftsschutz sowie Windenergie diskutierten heute im Berner Rathaus, wie Windstrom naturverträglich gewonnen werden kann. Trotz gemeinsamer Zielsetzung – mehr Strom aus erneuerbaren Energien – sind die Interessen oft unterschiedlich, ist der Zielkonflikt nicht vom Tisch. Doch die Bereitschaft ist gross: Als Königswege gelten Transparenz, klare Planungsregeln und ein vertrauensbildender Dialog.
Saubere Stromproduktion oder unverbaute Natur? Die Frage ist aktuell und keineswegs banal: Der Widerspruch zwischen zwei Anliegen, die sich der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlen, führte jüngst wiederholt zu Auseinandersetzungen. Die Tagung «Windstrom, natürlich.» der Naturschutzorganisation Pro Natura und der Windenergievereinigung Suisse Eole stand im Zeichen des gemeinsamen Ziels einer nachhaltigen Energieversorgung unter Berücksichtigung des Naturschutzes.
Während die Windbranche darlegte, dass sich die Schweiz einen Verzicht auf das Potenzial von 1500 Gigawattstunden (GWh) Windstrom bis im Jahr 2030 (4000 GWh bis 2050, entspricht 7% des schweizerischen Stromverbrauchs 2009) kaum leisten kann, sehen die Schutzorganisationen bei einem unkontrollierten Ausbau die Wahrung von Artenvielfalt und intakter Landschaft gefährdet. Der Stoff für einen intensiven, von gegenseitiger Transparenz geprägten Dialog ist gegeben: Bei Anerkennung der Energie- und Klimaziele von Politik und Umweltorganisationen sowie der Anwendung neuester technischer Standards, stehen raumplanerische Vorgaben und eine erhöhte Planungssicherheit im Mittelpunkt, insbesondere auch die Standortverträglichkeit von Windenergieanlagen. An der Tagung wurde mit Fallbeispielen aufgezeigt, wie Konflikte angegangen und Lösungen für Standorte gefunden werden, bei denen Schutz- und Nutzungsinteressen im Einklang stehen. Von der Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer über den Lausanner Stadtrat Jean-Yves Pidoux bis zu Nationalrat Geri Müller überwog die Zuversicht in eine schrittweise Ökologisierung der schweizerischen Energiewirtschaft, auch wenn noch viele Fragen offen bleiben – Antworten auf diese Fragen müssen auch Politik und (Energie-)Konsumgesellschaft liefern.
Auch Otto Sieber, Pro Natura Zentralsekretär, und Nationalrat Laurent Favre, Präsident von Suisse Eole, werten das Treffen als ermutigenden Schritt zur Lösung des Zielkonflikts zwischen Förderung erneuerbarer Energien und dem Schutz von Natur und Landschaft. Der Dialog zwischen Naturschutz und Windbranche wird weiter geführt. Ziel sind verbindliche Kriterien zur Planung von Windenergieanlagen in der Schweiz..
Pro Natura
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