WWF-Studie: Biodiversität wird zum Schlüsselfaktor für die Wirtschaft

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Der WWF hat zusammen mit Bain & Company erstmals den Einfluss von 21 Schweizer Unternehmen mit einem Umsatz von 350 Milliarden Franken auf die globale untersucht. Die Studie erläutert, welchen wirtschaftlichen Risiken die Firmen durch den ausgesetzt sind, wie die Firmen heute die Biodiversität schützen, wie sich ihr Engagement systematisieren lässt und welche Chancen sich daraus ergeben.

•    Die Studie «Biodiversity: Time to Act – Opportunities and Risks for Swiss Businesses» basiert auf Datenanalysen und Interviews mit Vertretern von 21 grossen Schweizer Unternehmen, die insgesamt einen Umsatz von rund 350 Milliarden Franken erwirtschaften und rund 700’000 Menschen beschäftigen.
•    Schweizer Unternehmen beeinflussen vor allem aufgrund ihrer internationalen Verflechtungen die Biodiversität unseres Planeten. Gleichzeitig ist mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftskraft durch die rückläufige Artenvielfalt bedroht.
•    Die an der Studie beteiligten Schweizer Unternehmen erkennen ihre Verantwortung zum Schutz der Biodiversität an, einige haben erste Initiativen ergriffen. Die Risikominderung spielt dabei eine immer wichtigere Rolle.
•    Die Analyse unterstreicht, wie wichtig es ist, die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in den Lieferketten zu verringern, insbesondere im sekundären und tertiären Sektor, während der primäre Sektor mehr Raum für Verbesserungen in den eigenen Abläufen hat.
•    Mit dem «WWF Biodiversity Stewardship Framework» können Unternehmen ihr Engagement systematisieren und entlang ihrer Wertschöpfungsketten zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen.

Zitat Thomas Vellacott, CEO beim WWF :
«Die Schweizer trägt aufgrund ihrer weltweiten Wertschöpfungsketten eine globale Verantwortung zum Schutz der Biodiversität. Der WWF zeigt Unternehmen auf, wie sie mit ihren Lieferanten erfolgreich innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften können. Und wir ermutigen sie, zur Regeneration von Ökosystemen beizutragen. Nun braucht es Taten.»

Zitat Dr. Stefan Wörner, Partner und Nachhaltigkeitsexperte bei Bain & Company: 
«Wir stehen am Anfang einer neuen Ära der . In ihr entwickelt sich der Erhalt der Artenvielfalt ebenso wie das frühzeitige Erreichen ambitionierter Klimaziele zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Schweizer Unternehmen sollten dabei eine Vorreiterrolle einnehmen»

Der entscheidende Einfluss der Lieferketten auf den Erhalt der Artenvielfalt
Die neue Studie arbeitet heraus, inwieweit die Wertschöpfungsketten wichtiger Schweizer Industriezweige die globale Biodiversität beeinflussen. Dabei wurden von Baufirmen über die exportstarke Pharma- und Luxusgüterbranche bis hin zu Finanzdienstleistern und Rohstoffhändlern untersucht. In vielen Fällen gefährden die Firmen Tier- und Pflanzenarten nicht nur durch den eigenen Betrieb, sondern durch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsstufen.

Die an der Studie beteiligten Schweizer Unternehmen erkennen ihre Verantwortung zum Schutz der Biodiversität an, einige haben erste Initiativen ergriffen. Die Unternehmen wollen damit vermehrt Risiken reduzieren, die sich beispielsweise aus Naturkatastrophen, einer verschärften Regulierung oder dem Verlust von Reputation ergeben. Mittel- und langfristig können sich Vorreiter beim Schutz der Artenvielfalt auch handfeste Vorteile am Markt erarbeiten. Diese resultieren unter anderem aus einer steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und einer günstigeren Finanzierung.

WWF-Framework als systematische Stütze für Unternehmen 
Das Fehlen standardisierter Messgrössen, mangelnde Bedeutung innerhalb des Unternehmens sowie die Schwierigkeit, die notwendigen Massnahmen in den Lieferketten durchzusetzen, gelten als Hindernisse für Schweizer Unternehmen, mehr für die Biodiversität zu tun. Das «WWF Biodiversity Stewardship Framework» unterstützt Unternehmen bei der Systematisierung ihres Engagements in puncto Biodiversität mit fünf wesentlichen Schritten:
1.    Bewerten: Im ersten Schritt wird die gesamte Wertschöpfungskette analysiert, um die Zusammenhänge zwischen den eigenen Aktivitäten und der Umwelt besser zu verstehen.

2.    Verankern: Die im Bewertungsprozess gewonnenen Erkenntnisse fliessen danach in die Firmenstrategie ein.

3.    Umsetzen: Auf Basis der weiterentwickelten Strategie passen Unternehmen Prozesse an, verändern Inhalte und Verpackungen von Produkten und optimieren ihr Geschäftsmodell beispielsweise in Richtung Kreislaufwirtschaft.

4.    Kommunizieren: Im Dialog mit wichtigen Stakeholdern können Vorreiter nicht nur über Fortschritte berichten, sondern sich auch für eine systematische Transformation über Branchen und Lieferketten hinweg einsetzen.

5.    Wirken: Im Ergebnis dient eine konsequente Umsetzung nicht nur dem Erhalt der Artenvielfalt. Sie trägt auch zur Zukunftssicherung von Unternehmen bei.

Biodiversitätsverlust zählt zu den grössten Risiken für die Weltwirtschaft
Der Erhalt der Biodiversität benötigt das gleiche Augenmerk von der Wirtschaft wie die Arbeit an den eigenen Klimazielen. Weltweit haben die Bestände der im WWF-Living-Planet-Report untersuchten Arten seit 1970 durchschnittlich um 69 Prozent abgenommen. Ungefähr eine Million Arten ist heute vom Aussterben bedroht, in der Schweiz gelten 35 Prozent als gefährdet. Der markante Artenschwund bedroht die Grundlagen unseres Wohlstands, denn mehr als die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts, rund 44 Billionen US-Dollar, hängt von einer intakten Natur ab. Klimakrise und Biodiversitätsverlust sind auf vielfältige Weise miteinander verknüpft: Das veränderte Klima bedroht eine Vielzahl von Arten, der Verlust an Biodiversität – und hier allen voran die von Wäldern – beschleunigt die globale Erwärmung. Nach Einschätzung des World Economic Forum zählt der Verlust der Artenvielfalt und damit der Zusammenbruch ganzer Ökosysteme zu den zehn grössten Risiken für die Weltwirtschaft.

Link zur gesamten Studie auf Englisch: https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2023-10/Bain-WWF_Study_Biodiversity-Time-to-act_CH_vf-komprimiert.pdf

Link zum «WWF Biodiversity Stewardship Framework»: https://riskfilter.org/biodiversity/home

WWF Schweiz
www.wwf.ch