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• 69 Prozent der überflutbaren Flussauen werden landwirtschaftlich genutzt, circa ein Drittel davon ist Ackerland; diese Stellschraube für den Auenzustand wird bisher kaum angefasst

• Zwei Drittel der Auen stehen gar nicht mehr als Überschwemmungsflächen zur Verfügung, müssen endlich wieder deutlich mehr Raum bekommen

• Agrarministerien in Bund und Ländern müssen ihre Förderpolitik auenverträglich gestalten, ein wichtiger Baustein ist dabei die Weidetierprämie

Berlin, 25.3.2021: Die Lage der Auen in Deutschlands Flusslandschaften ist dramatisch. So geht es aus dem Auenzustandsbericht hervor, den Bundesumweltministerin Schulze heute vorgestellt hat. Ob mit dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm und dem Bundesprogramm Blaues Band künftig der nötige Raum für die Flüsse und ein Verbund vitaler Auen geschaffen werden kann, hängt nicht nur davon ab, wie engagiert diese Programme vorangetrieben werden. Ausschlaggebend ist auch, ob wichtige Weichen in der Agrarpolitik gestellt werden. Die Agrarministerkonferenz setzt heute ihre Beratungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für den Zeitraum ab 2023 fort, die angekündigte Weidetierprämie steht bisher nicht im Gesetzentwurf von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner.

Als Reaktion auf diese Entwicklungen hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die seit rund 30 Jahren für lebendige Flüsse streitet, sich mit Verbänden zusammengetan, die für die Förderung halbwilder Weidelandschaften eintreten. Als Auenweiden-Allianz richten sie ihre Forderungen an die zuständigen Agrarministerien in Bund und Ländern.

Sabrina Schulz, Leiterin des Lebendige-Flüsse-Teams der DUH: „Flüsse und ihre Auen sind dynamische Ökosysteme, die für die in Mitteleuropa von enormer Bedeutung sind und auch für den Menschen Unverzichtbares leisten, etwa bei der Wasserreinigung, Kühlung und CO2-Speicherung oder als attraktive Naturerlebnisräume vor der Haustür. Ihr Schutz muss endlich Priorität haben. Das heißt: Wiederanbindung an den Fluss, Stopp der Entwässerung und Acker raus aus den Überschwemmungsgebieten.“

Edgar Reisinger, Vorsitzender des Taurus e. V.: „Wenn wir uns vor Hochwasser schützen wollen, müssen wir den Flüssen mehr Raum geben und die Deiche zurückverlegen. In einer dann regelmäßig überfluteten Aue würde die Ernte samt Ackerboden im Fluss landen. Wilde Auenweiden sind mit den natürlichen Prozessen der Flusslandschaft nicht nur vereinbar, sie unterstützen und beschleunigen die Renaturierung der Aue.“

Alois Kapfer, Vorsitzender des Naturnahe Weidelandschaften e. V.: „Hochwasserschutz, Klimaschutz, Insektenschutz, Vogelschutz, Tierwohl – wilde Weiden bieten ein dickes Bündel hochgefragter Leistungen, für das bisher zu wenig gezahlt wird. Die neue GAP ist eine Chance, endlich die richtigen Anreize zu setzen und landwirtschaftliche Betriebe zu Partnern der Auenentwicklung zu machen. Die Weidetierprämie in das neue Gesetz aufzunehmen, wäre ein erster wichtiger Schritt.“

Gerd Bauschmann
, Vorsitzender des Weidewelt e. V.: „Bürokratischer Aufwand, Auflagen, die die Besonderheiten der Haltungsform nicht ausreichend berücksichtigen, fehlende Kenntnisse bei Betrieben und zuständigen Behörden – Auenweiden müssen endlich raus aus dem Nischendasein, dann verschwinden auch viele Hürden.“

Margret Bunzel-Drüke, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. (ABU): „Über das Management halbwilder Weidelandschaften wird seit Jahrzehnten geforscht, sie sind praxiserprobt und hochgradig wirksam. Wir sollten einer standardmäßigen Anwendung in Flussauen endlich die Steine aus dem Weg räumen.“

Gerd Kämmer
, Vorstand der Bunde Wischen eG: „Pionierarbeit hat den Weg bereitet, sei es im Parasitenmanagement, bei der Zucht und Auswahl geeigneter Rassen oder beim Kugelschuss auf der Weide, der den Tieren den Stress des Schlachthof-Transports erspart. Das vorhandene Wissen muss endlich in die Breite getragen werden. Die Auenweiden-Allianz steht bereit.“

Mehr zum Thema: www.auenweiden.de

Deutsche Umwelthilfe e.V.
https://www.duh.de